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Die "Alte Apotheke"
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Die wirkliche alte Apotheke (vor 1974) mit dem Apothekerspruch (links)
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Ansicht auf einer alten Ansichtskarte. Rechts oben das Goethe-Zitat (s. Beschreibung)
Obere Torstraße 4
Obere Torstraße 4
Im Lauf des 18. und auch noch des 19. Jahrhundert geriet Fachwerk allmählich "außer Mode" und man ging daran, es unter Putz zu verstecken, wobei oft irreparable Schäden an Struktur und Schnitzereien entstanden. Um 1900 waren fast alle Zeiler Fachwerkäuser verputzt. Im Jahr 1905 war dann der Apotheker Karl Theodor Speth der erste, der das Fachwerk an diesem seinem Haus wieder freilegte. Im Lauf der nächsten Jahrzehnte folgten dann die meisten Zeiler Hausbesitzer seinem Beispiel - wobei man allerdings oft des Guten zu viel tat und reines Konstruktionsfachwerk freilegte, das nie zur Sicht bestimmt war. Andererseits gibt es immer noch einige Häuser, deren Fachwerk nach wie vor verdeckt ist (z.B. das Nachbargebäude der "Alten Apotheke").
Gebaut worden ist die "Alte Apotheke" um 1700. Das massive, verputzte Erdgeschoss weist Ecklisenen auf, die Fenstergewände sind profiliert und geohrt. Das Obergeschoss - auf dem ein Walmdach sitzt - zeigt an den drei Sichtseiten Fachwerk mit einer durchgehenden Reihe von geschweiften Andreaskreuzen. Im "Apothekerschgässla" befindet sich eine überwachsene Laube sowie ein kleiner Hinterhof.
In der Frühzeit wohnten in dem Haus v.a. Forst- oder Kameralbeamte. Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Haus Apotheke und ging bald darauf in den Besitz der Familie Speth über. Mitte der 1970er Jahre zog die Apotheke in das Haus Marktplatz 4 um. Auf alten Fotografien kann man an der Seite zum Apothekergässlein noch des Apothekers Speth sinnreichen Spruch erkennen, der sich heute am Haus Marktplatz 2 befindet, direkt neben der Rats-Apotheke: "Die Apotheke ist die Stätte, die uns rette auf der Flucht vor dem Himmel, den man sucht." (Bild 2) Auf der Südostseite (Bild 3) befand sich ein Goethe-Zitat: "Der Geist der Medizin ist leicht zu fassen! Ihr durchstudiert die groß' und kleine Welt, um es am Ende geh'n zu lassen wie's Gott gefällt." (Faust I).
Seit die Apotheke an den Marktplatz umgezogen ist, wurde das Erdgeschoss hauptsächlich als Gaststätte benutzt, meist dem in Zeil immer noch gebräuchlichen Namen "Alte Apotheke". Zuletzt befand sich darin ein Laden. Momentan (2017) stehen die Räumlichkeiten leer.