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Fassade zum Marktplatz
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Nordseite (von der Annakapelle aus)
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Inschrift an der Nordseite
Marktplatz 4
Brech
Neben dem Rathaus ist dieses Gebäude das größte, älteste und bedeutendste Fachwerkhaus Zeils. Aus der Art der Balkenkonstruktion lässt sich eine ursprüngliche Erbauung in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts erschließen. Grundlegend umgebaut wurde es (laut einer Inschrift) im Jahr 1623 von einem "AG" (wohl "Anton Gruber"). Die Fassade ist sehr ungewöhnlich und lässt deutlich erkennen, dass hier mehrere Epochen am Werke waren: Im massiven und verputzten Erdgeschoss (das aber ursprünglich wohl Fachwerk war) gibt es neben der rechteckigen Haustür noch drei weitere (tieferliegende und rundbogige) Öffnungen. Alle Eingänge und Fenster stammen offensichtlich aus ganz verschiedenen Zeiten (Mittelalter, Renaissance, Barock, Rokoko) und sind sehr unterschiedlich gestaltet.
Der Grundriss des Hauses bildet ein starkt verzerrtes Viereck, nur an der Nordwestecke gibt es einen annähernd rechten Winkel, insbesondere ist die Rückseite wesentlich schmäler als die dem Marktplatz zugewandte Fassade.
Im frühen 18. Jahrhundert wurde das Haus noch einmal umgebaut, wobei man das Fachwerk an der Seite zum Rathaus hin vereinheitlichte (u.a. mit dem Motiv des "Wilden Mannes").
Gutbier
Das zweistöckige Haus steht westlich vom Rathaus an der Ecke zwischen dem Markt und einer nach Westen führenden Seitengasse. Es fällt durch sein mächtiges Halbwalmdach auf. Der Grundriß ist verschoben-viereckig mit einem nur annähernd rechten Winkel an der Nordwestecke und verschmälert sich sehr stark nach Westen. Der Unterbau, in dem noch ein Zwischengeschoß untergebracht ist, ist massiv; wie aber Zapfenlöcher, wohl für Büge, im siebten, zehnten und elften der teilweise weit vorstehenden Deckenbalken der nördlichen Traufenseite nahelegen, betand er ehemals aus Fachwerk.
Der Oberbau ist noch heute eine Fachwerkkonstruktion. In der Nordwand stehen unregelmäßig verteilte Pfosten mit Kreuzstreben, in der Westwand Bundpfosten mit Kopfbändern. Die Eckpfosten hatten den Spuren nach teilweise doppelte Verstrebungen. Die noch überwiegend vorkommenden Verblattungen lassen eine Datierung in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts zu. Im Gegensatz dazu hat die östliche Giebelwand Fachwerk mit K-Streben, das wohl von einer Erneuerung des frühen 18. Jahrhunderts stammt. In der Südfassade haben alle Pfosten nur Scheinstreben.
Etwa in der Mitte der Ostfassade liegt die Haustür mit einem Rokokotürblatt, südlich daneben ein reiches Sitznischenportal, datiert "1623" und nördlich daneben die Kellertür. In der Nordwand war eine rundbogige Einfahrt, die in die hintere Haushälfte führte.
Die meisten Fenster des Steinsockels gehören dem frühen 18. Jahrhundert an, entstanden also, als das Fachwerk ausgewechselt wurde. Nur ein Fenster über der Haustür hat Karniesprofile aus der Zeit um 1623. Es war ursprünglich zweilichtig; das nördliche Licht ist nur noch von innen erkennbar. Die Fenster im Fachwerkstock haben, soweit sie nicht modern sind, einfache Brettereinfassungen. Die Hauptschauseite im Osten wurde mit dem Umbau des 18. Jahrhunderts streng vierachsig, die Nicht-Schauseiten haben die dem Urzustand näherkommenden, unregelmäßigen Fensterfolgen.
Das Hausinnere ist stark verbaut. Das Renaissanceportal führt heute in einen Ladenraum mit barockem Gewölbe, der nur provisorisch mit dem Treppenhaus verbunden ist. Der Kellerhals wird durch eine nachträgliche Decke in der Höhe beschnitten. Die Haustreppe ist als Himmelsleiter angelegt. Vom Zwischenpodest aus betritt man die Räume im Zwischengeschoß über dem Laden, die Räume rechts der Treppe haben ihren Zugang vom Erdgeschoß aus, doch ist ein Rundgang möglich, da das Fußbodenniveau von Süd nach Nord von Raum zu Raum fällt. Die Flurwand der nördlichen Eckstuhe überschneidet das oben erwähnte Renaissancefenster, ist also jünger. Vermutlich gehört die ganze Raumeinteilung des Erd- und Zwischengeschosses dem Umbau des frühen 18. Jahrhunderts an.
Im Obergeschoß mündet die Treppe auf einem Hausplatz von unregelmäßigem Grundriß, der im Osten, Westen und Norden von Räumen umgeben ist. Drei Unterzüge teilen das Stockwerk längs, sie sind teilweise nur als Deckenversprünge erkennbar, ihre Köpfe in den Giebeln jedoch sichtbar. In der nordöstlichen Ecke liegt eine wohl spätmittelalterliche Bohlenstube mit leicht gewölbter Decke. Der Südostraum hat sichtbare Deckenbalken, die über einem wohl neueren Unterzug etwa 1 m vor der Wand abgefangen sind. Offenbar ist die Balkenlage erneuert, sie scheint in keiner Beziehung zu den Balkenköpfen der Südwand zu stehen. Der Dachstuhl, ein stehender Stuhl mit Stuhlschwellen und angeblatteten Bügen in bei den Richtungen gehört sicher dem 15. Jahrhundert an. Der erste Boden ist heute unterteilt.
Die ursprüngliche Raumdisposition ist schwer rekonstruierbar. Im Erdgeschoß deuten die Längsunterzüge und die oben erwähnten Zapfenlöcher in der Balkenlage der Osttraufe auf eine Längszweiteilung und mindestens eine Querwand. Rätselhaft ist der nur ein Balkenfeld breite Deckenabschnitt zwischen dem zehnten und elften Balken. Hier sollen zwei Bundpfosten unmittelbar nebeneinander gestanden haben. ...
Für den ursprünglichen Obergeschoßgrundriß gibt es mehr Anhaltspunkte. Nach Osten liegt im Norden die oben erwähnte Bohlenstube, an die sich eine kleinere Stube anschließt. Diese Räume dürften ursprünglich sein. Der hintere Hausteil war entsprechend längs zweigeteilt, die Bundständer der Nordtraufe deuten auf drei verschieden große Räume im Anschluß an die Vorderstube hin. In Analogie zu anderen spätmittelalterlichen Häusern lag vermutlich in der südlichen Hälfte des westlichen Hausteils ein geräumiger Ern. Da das Nachbarhaus südlich fast unmittelbar anschließt, sind dort ständig bewohnte Räume nicht anzunehmen.
Das Gebäude hat einen geräumigen, tonnengewölbten Keller mit einem langen Kellerhals zum Marktplatz. Auch eine innere Verbindung zum Erdgeschoß bestand, ist aber heute verschwunden. Der bestehende Zugang vom Treppenhaus aus ist behelfsmäßig.
Die Geschichte und Bedeutung des Hauses und seiner Bewohner ist noch weitgehend ungeklärt; neben dem Rathaus ist es das bedeutendste und größte spätmittelalterliche Gebäude in Zeil. Es gehörte keinem unbedeutenden Bürger. Das Monogramm "16 AG 23" im Scheitelstein des Renaissance-Portals könnte als "Adam Gruber" aufgelöst werden. Das Haus war Gotteshauslehen. 1778 erhielt der damalige Eigentümer, der Metzgermeister Engelhard Jungermann, das Gast-und Schildrecht, das bis 1842 beim Haus verblieb.
Im Katasterplan des vorigen Jahrhunderts ist der hintere Hausteil als Wirtschaftsgebäude dargestellt. Die ehemalige Einfahrt in der Osttraufe deutet darauf hin, daß er als Scheune diente. In den I760er Jahren war im Erdgeschoß auch der Stall untergebracht. (Quelle: BOU, S. 179-181)