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Propstenhof, Fassade
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Das mächtige dreiteilige Portal
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Innenhof mit Blick auf den Stadtturm
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Fachwerk-Rückseite des Hauptgebäudes
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Die Scheune aus dem Jahr 1733
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Gravur an der Scheune mit Verweis aufs Kloster Michelfeld
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Der Propstenhof von oben (2007)
Obere Torstraße 8 - Der Propstenhof
Obere Torstraße 8
Der Propstenhof (auch Probstenhof oder Propsteihof) hat eine äußerst wechselvolle Vergangenheit und ist sowohl vom historischen als auch vom denkmalpflegerischen Standpunkt aus betrachtet eines der wichtigsten Zeiler Gebäude.
Die weitläufige Anlage "gilt nach heutigem Wissensstand als Keimzelle der Stadt Zeil" (Umlauf), erstmals im Jahr 1018 erwähnt als Erwerb Kaiser Heinrichs II. Bald darauf wechselte das Anwesen jedoch ans Kloster Michelfeld (Oberpfalz), dem es - mit Unterbrechungen und oft unklaren Besitzverhältnissen - bis zur Säkularisation (1803) gehörte. Das heute vorhandene prächtige, traufständig zur Oberen Torstraße zeigende Haupthaus hat allerdings einen Privatmann als Bauherren, nämlich den wohlhabenden Zeiler Steinhauer und -händler Melchior Kurtz. Wenige Jahre nach der Fertigstellung 1706 wurde es jedoch wieder an Michelfeld zurückverkauft. Es handelt sich um einen zweigeschossigen massiven Satteldachbau mit zwölf Fensterachsen und einem mächtigen Mittelrisalit, das aus einer dreigliedrigen Portalanlage mit Wappen und einer St.-Michael-Figur besteht. Der Risalit wird überragt von einem mehrteiligen Zwerchgiebel, der mit Pinienzapfen-Aufsätzen gekrönt ist. Die Innenhof-Fassade des Haupthauses zeigt ein Fachwerk-Obergeschoss über der Torduchfahrt. Ein im 20. Jahrhundert errichtetes Nebengebäude, das den Innenhof nach Nordwesten abschließt, ahmt das historische Fachwerk des Haupthauses nach.
Nach Nordosten hin setzt sich der Innenhof in einen weitläufigen Obstgarten fort, der im Osten durch die Mauer des Kirchplatzes und im Norden durch eine große eingeschossige Walmdachscheune begrenzt wird. Letztere verweist in einer Inschrift auf einen Abt des Klosters Michelfeld und zeigt die Jahreszahl 1733.
Es folgen Auszüge aus "Der Propsteihof des Klosters Michelfeld in Zeil a.Main" von Alois Umlauf:
Aus "Der Propsteihof des Klosters Michelfeld in Zeil a.Main":
Der Zeiter Propsteihof gilt nach heutigem Wissensstand als Keimzelle der Stadt Zeil. Er geht auf die Schenkung eines Wirtschaftshofes durch Kaiser Heinrich 11. (reg. 1002-1024) an das Bamberger Benediktinerkloster Michelsberg zurück. Der Bamberger Bischof Otto 11. (reg. 1177-1196) vermachte den Hof im Jahr 1196 an das Kloster Michelfeid in der Oberpfalz. Bischof Georg II. Fuchs von Dornheim (reg. 1623-1633) ließ 1625 den Hof gewaltsam in Besitz nehmen und der Verwaltung des Hochstifts Bamberg unterstellen. Erst im Jahr 1712 wurde der Propsteihof von Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn (reg. 1693-1729) an das Kloster zurück gegeben. Nach der Auflösung des Klosters 1803 wurde der Hof an die jüdische Familie Heßlein in Bamberg verkauft. Im Jahr 1806 kaufte dann die Familie Groß von Trockau das Anwesen. Seit 1956 ... befindet sich der ehemalige Propsteihof im Besitz der Familie Wendenburg. (Aus dem Vorwort)
Im Jahr 1018, elf Jahre nach der Gründung des Bamberger Bistums, erwarb Kaiser Heinrich II. die Siedlung »curtis cilin« vom Markgrafen Adalbert von der Ostmark, der in Schweinfurt residierte, und schenkte das Dorf mit den dazugehörigen Gütern dem von ihm gegründeten Kloster Michelsberg in Bamberg. Dieses tauschte Zeil jedoch bald wieder gegen Besitzungen in Ebensfeld an das Hochstift Bamberg ein. Dadurch wurde Zeil unter Bischof Eberhard I. (reg. 1007-1040) unmittelbarer fürstbischöflicher Besitz. Unter Bischof Otto I. (der Heilige, reg. 1102-1139) kamen noch weitere Besitzungen in Zeil dazu. Der Zeiler Propsteihof geht auf eine Stiftung des Bamberger Bischofs Otto II., Graf von Andechs (reg. 1177-1196) aus dem Jahre 1196 zurück. Eine aus dem Lateinischen übersetzte Abschrift ist im Zeiler Stadtarchiv erhalten geblieben. In dieser Stiftungsurkunde von 1196 Ist von mehreren Objekten die Rede, die dem Kloster MichelfeId vom Bamberger Bischof geschenkt wurden. An erster Stelle wird "ein Haus unserer alten Wohnung zu Zeil mitsamt der Propstei und ihren Hofreiten, auch eine weitere Hofreite im Dorf und am St. Johannesberg" genannt. Es handelt sich bei der genannten Propstei um alte Besitzungen des Klosters Michelsberg in Bamberg, die der Bischof Otto II. dem Kloster Michelfeld übergab. (S. 11)
Das an der Oberen Torstraße stehende Haus, das heutige Propsteigebäude, wurde im Jahr 1706 erbaut. Da der Propsteihof erst am 10. Oktober 1712 dem Kloster offiziell zurückgegeben wurde, erscheint es als sehr unwahrscheinlich, dass das Kloster MichelfeId selbst als Bauherr für den mit der Jahreszahl 1706 bezeichneten Neubau in Frage kommt. Die Gefahr war viel zu groß, dass die Verhandlungen scheitern könnten und der Hof beim Hochstift verbleiben würde. In keiner Beschreibung des Hofes und in keinem der zahlreichen Briefe und Protokolle, die für die Verhandlungen um die Rückgabe des Propsteihofes von 1700 bis 1712 verfertigt wurden, wird ein Neubau erwähnt. Vielmehr geht aus verschiedenen Briefen hervor, dass von dem 1631 zerstörten Propsteihof noch im Jahr 1713 nur die bloße Fläche vorhanden war, und dessen Steine u. a. auch für den Bau des Zeiler Kastenhofes verwendet worden waren.
... dass das Kloster erst ein neues Haus für einen Propst oder Verwalter bauen, oder auf andere Art und Weise Wohnraum schaffen musste. Dabei dachte man wohl an den Kauf eines Objekts. Dafür bot sich das 1706 neu erbaute Haus an der Oberen Torstraße an. Da für dieses Bauwerk weder das Kloster Michelfeld noch das Hochstif Bamberg urkundlich als Bauherren nachzuweisen sind, liegt die Vermutung nahe, dass es sich bei diesem Neubau von 1706 um das »Privathaus« eines Zeiler Bürgers handelt, weil normalerweise für solche Privatbauten keine Baurechnungen vorhanden sind. Aus dem Urbar von 1701 geht klar hervor, dass die Familien Kurtz und Ulrich die beiden Häuser besaßen, die an der Straße unterhalb des Propsteihofes, an der heutigen Oberen Torstraße, standen und dem Kloster Michelfeld lehenbar waren. Beide Häuser wurden für den mit der Jahreszahl 1706 bezeichneten Neubau abgerissen. (S. 36)
... Somit ist nun klar, dass Melchior Kurtz dasjenige der beiden Hauser bewohnte, welches weiter vom Stadtturm entfernt lag. Sein Nachbar war Hans Endel, dessen Haus aber städtisches Lehen war, das heutige Haus Drebinger. Melchior Kurtz konnte offenbar das gewünschte »kleine Ecklein« nicht erwerben, denn nur so kann man sich die seltsame Verschachtelung des Hauses Drebinger mit dem heutigen Haus Wendenburg erklären. Beide Häuser sind gleichzeitig erbaut worden und mit der Jahreszahl 1706 eindeutig datiert. Melchior Kurtz plante demnach im Jahr 1702 mit dem Neubau des Hauses, dem heutigen »Propsteihof«, zu beginnen. Es ist fast unglaublich, dass sich ein Privatmann an ein derartig aufwändiges Bauwerk wagen konnte. Aber Melchior Kurtz besaß mit seinen Zeiler Steinbrüchen und seinen vielen Arbeitern und Gesellen die nötigen Mittel. (S. 37)
(Quelle: Alois Umlauf: Der Propsteihof des Klosters Michelfeld in Zeil a.Main)