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St. Wendelin hat heute einen Ehrenplatz
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"Schutzpatron der Tiere"
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Erste Versetzung 1982
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Versetzung an den heutigen Standort, veranlasst und finanziert durch die Zeiler Bauern
St. Wendelin (Augsfelder Weg)
diverse Quellen
St. Wendelin ist der Schutzheilige der Hirten und Landleute. So zeigt ihn die Figur in Hirtentracht, begleitet von einem Schaf und einem Ochsen. Die Inschrift lautet: "Hl. Wendelinus - Schutzpatron der Tiere". Einst stand er weit draußen in der Flur, auf einer Weidefläche nahe am Main, südwestlich von Zeil (unweit des heutigen Autobahnzubringers). Der "Wendelinus" gab damals dem ganzen Flurstück seinen Namen (wobei die offizielle Flurbezeichnung "Dickenbäumlein" lautet). 1982 wurde die Statue im Rahmen der Flurbereinigung einige hundert Meter nach Osten versetzt, gegenüber der Zuckerfabrik, direkt an der Umgehungsstraße. Dabei fand auch eine Renovierung statt. 2014 entschlossen sich dann die Zeiler Landwirte, "ihren" Heiligen an einem Platz aufzustellen, der mehr von Wanderern und Radfahrern genutzt wird, nämlich an den Augsfelder Weg, zwischen der Bahnschranke und dem "Bauer Robert". Man hat extra für die Figur einen kleinen, gepflasterten Platz geschaffen, sogar mit Sitzbank. Dabei wurden Sockel und Statue vom Bildhauer Brecht noch einmal grundlegend renoviert. In den regionalen Zeitungen wurde ausführlich darüber berichtet (s.u. "Gschichtli und Geschichte).
Ursprünglich stammt das Standbild aus dem Jahr 1813.
Aus: Flurdenkmäler im Landkreis Haßberge (1968)
Werner F. Hoppe
Heiligenstandbild (St. Wendelin-Statue), Höhe rund 3.50 Meter, auf der Mainwiese, rund 2000 Meter südwestlich der Stadt; auf sehr hohem, stelenförmigem Sockel mit abfallendem Sims lebensgroße Statue des Heiligen in Hirtentracht mit umgehängter Tasche, zu seinen Füßen Kalb und Lamm (defekt!). Ohne Inschrift und Jahreszahl, zwischen 1800 und 1810. Auf der Rückseite des Sockels eine schrägstehende "Verewigung": "18 - MH - 13", die die geschätzte Entstehungszeit als richtig ausweisen dürfte. (Quelle: Hoppe, Flurdenkmäler, S. 134)
Anmerkung: Zur Entstehungszeit dieses Textes (1968) stand der "Wendelinus" noch im Dickenbäumlein (Mainaue zwischen Zeil und Augsfeld).
Aus: inFranken.de, 11.08.2014
Die renovierte Wendelinus-Statue hat jetzt einen neuen Standplatz. Am Sonntag [10.08.2014] versammelten sich etliche Zeiler zu einem kleinen Segensgottesdienst am Augsfelder Weg, wo sich die Statue des Heiligen nun befindet. Vielleicht gefällt es dem Wendelinus hier besser? An seinem alten Platz an der Umgehungsstraße sind die Autos nur so an ihm vorbeigeflitzt, hier holpern die Besucher der Höfe am Weg gemütlich vorbei, vielleicht bleibt auch mal ein Radler auf dem Weg zwischen Zeil und Augsfeld zu einer stillen Einkehr stehen.
Im Namen der Zeiler Landwirte hieß Helmut Wohlleber die Gäste, die Zeiler Steinhauer und auch die vielen Augsfelder willkommen. Wohlleber erinnerte als Sprecher der Zeiler Landwirte an die Jagdversammlung vor dreieinhalb Jahren, als man über den äußerst schlechten Zustand der Statue sprach. Dass der Wendelinus saniert werden sollte, das befürworteten (und zahlten) die Landwirte und auch Bürgermeister Thomas Stadelmann (SPD). Wie gut die Restaurierung gelungen sei, lobte Wohlleber, könne nur beurteilen, wer die Statue vorher gesehen habe.
Stadelmann sprach die gute Zusammenarbeit der Landwirte mit der Stadt Zeil ein. Er findet den Platz am Augsfelder Weg, wo die meisten Landwirte angesiedelt sind, gebührend.Symbol für das Gottvertrauen
Pfarrer Michael Erhart segnete die Statue und sprach in der Predigt eine Episode aus dem Leben des heiligen Wendelin an. Ähnlich wie im Märchen vom "Hasen und dem Igel" sei auch Wendelin in kurzer Zeit von einem zum anderen Ort gekommen. Doch nicht durch eine List, wie im Märchen, sondern durch sein Gottvertrauen. Dieser Vorsprung an Gottvertrauen und die Nähe zu Gott sei es, was ihn als Heiligen auszeichne und ihn zum Fürsprecher werden lasse. Wendelin, der irisch-schottische Königssohn, sei wie Jesus von ganz oben nach ganz unten herabgestiegen.
Der Zeiler Heimatforscher Heinrich Weisel nahm mit auf eine Zeitreise. Und da wurde das alles andere als einst friedliche Verhalten der Zeiler und Augsfelder lebendig. Die Wendelin-Statue soll der Überlieferung nach (Hugo Fößel hatte es von seinem Vater Peter Fößel erzählt bekommen), 1813 von einem Schäfer aus Dankbarkeit gestiftet worden sein. Dieser war in den Mainauen mit seinen Schafen durch Hochwasser in Not geraten und hatte auf einer mit Erde angeschwemmten Erhöhung die Gefahr überstanden.
Streit an der Landesgrenze
Der Wendelin stand damals südwestlich der Stadt, nahe bei Knetzgau und der Augsfelder Flurgrenze. Später wurde die Statue in die Nähe der Umgehungsstraße umgesetzt. Wer hier jetzt am Augsfelder Weg als Spaziergänger oder Radfahrer unterwegs sei, meinte Weisel, der meine doch, ein friedliches Stückchen Erde zu erleben. Ein Blick ins Zeiler Stadtarchiv, so Weisel weiter, belehre eines besseren. Jahrhundertelang gab es zwischen Zeil und dem Haßfurter Vorort Augsfeld Streit über die Nutzung der Weiderechte.
Vor allem gehörten die beiden Kontrahenten unterschiedlichen Territorien: Zeil zum Fürstbistum Bamberg und Augsfeld mit der Amtsstadt Haßfurt im Rücken zum Fürstbistum Würzburg. Somit war die gemeinsame Flurgrenze auch Landesgrenze, an der es zu handfesten Auseinandersetzungen und gewalttätigen Zusammenstößen kam.
1585 kam es zu einer Schlichtung; neue Grenzsteine mit der Jahreszahl 1587 wurden gesetzt. Doch um 1670/80 waren weitere Streitereien protokolliert. Ruhe zwischen den Nachbarn kehrte erst 1815/20 ein, als die alten Territorien Zeil und Augsfeld gemeinsam unter bayerische Hoheit und Verwaltung kamen.
Schlegelmilch als Schafhirte
Die Segensfeier endete mit dem gemütlichen Beisammensein im Hof von Bauer Robert Hetterich. Hier trat noch Richard Schlegelmilch als Schafhirte auf und erzählte in humorvollen Reimen, wie sich das landwirtschaftliche Leben in 50 Jahren veränderte. (Quelle: InFranken.de)