Zeiler Baudenkmäler

Hauptstraße 8

  • Hauptstraße 8

    Fassade zur Hauptstraße

  • Hauptstraße 8

    Am Adlergäßchen: Fachwerk auch im Erdgeschoss

  • Hauptstraße 8

    Über dem Haupteingang: 1822

  • Hauptstraße 8

    2016: Musiktreff und Eiscafé

  • Hauptstraße 8

    "Im Jahre der Brandschatzung 1631 wohnte hier im ehem. 'Haus zum Schwarzen Adler' der schwedische Obrist Claus Hastver"

  • Hauptstraße 2

    Tankstelle Anfang des 20. Jahrhunderts. Das Fachwerk wurde erst nach dem 2. Weltkrieg freigelegt!

Hauptstraße 8

Bei diesem giebelständigen zweigeschossigen Halbwalmhaus gegenüber dem Marktplatz und an der Ecke zum Adlergässchen handelt es sich um das ehemalige Gast- und Brauhaus "Schwarzer Adler". Außerdem ist es das Geburtshaus des Ebracher Abtes Alberich Degen, der die Silvanerrebe nach Franken brachte und als "Schutzpatron" des Zeiler Weinfestes und des nach ihm benannten Weintales gefeiert wird. Zeitweise diente das Haus als Thurn und Taxis'sche Posthaltestelle.

Das der Hauptstraße zugewandte Hauptgebäude ist über der Eingangstür mit 1822 bezeichnet, während man das Fachwerk-Obergeschoss in das Jahr 1631 datiert. Das Erdgeschoss ist zur Straße hin massiv und verputzt, während man an der Seite im Adlergäßchen teilweise Fachwerk vorfindet. Eine Treppe im Innern könnte aus dem 15. Jahrhundert stammen (s.u.) Die Hofanlage mit eingeschossig-massivem Stall und zweigeschossiger Fachwerkscheune stammt wohl aus dem 19. Jahrhundert, wobei aber die Scheune im Kern aus dem 18. Jahrhundert stammen dürfte.

Anfang des 19. Jahrhunderts gehörte das Haus Zeiler Ratsherren, später Gastwirten und ab Ende des 19. Jahrhunderts wurde es hauptsächlich als Kaufmannshaus genutzt, sogar als Tankstelle (s. Bild 6)! Seit einigen Jahren beherbergt es wieder Gaststätten.

Aus: Das Bürgerhaus im östlichen Unterfranken:

Das stattliche Gebäude, das der Straße einen breiten Giebel mit Halbwalm zuwendet, war ehemals der Gasthof "Zum schwarzen Adler". Das Erdgeschoß ist größtenteils massiv erneuert, über der Haustür steht die Jahreszahl "1822", die sich wohl auf diesen Umbau bezieht. An der linken Ecke sitzt das Mauerwerk auf einem anlaufenden Sockel, der nicht zum Oberbau paßt, vermutlich also einem älteren Bau angehört.
Das Obergeschoß besteht aus Fachwerk. Es ist an der vorderen Giebelseite durch emen wandbreiten Fenstererker ausgezeichnet, die Brüstungsfelder haben auf die Mittelachse bezogenen Zierhölzer verschiedenster Art. Stichgebälk und Fenstererker sind profiliert, es herrschen Taustabprofile vor. Im Gegensatz dazu ist die lange Traufenseite am Adlergäßchen aus einfachem Fachwerk gebildet, nur das Gebälk hat Profilierungen.
Das Innere ist 1822 und später verändert worden; heute sind beide Geschosse durch einen Längsflur neben der Mitte erschlossen, der in einer Erweiterung auch die Treppe vom Erd- zum Obergeschoß umfaßt. Anhand des Fachwerkgerüsts und des Kellers läßt sich jedoch der alte Grundriß teilweise erschließen. Während im Fachwerkteil der Hauptfassade Bundständer auf den ersten Blick nicht festgestellt werden können, sind in beiden Stockwerken der Seitenfront solche nach dem siebten, zehnten und fünfzehnten der insgesamt 17 Wandfelder durch Schräghölzer ausgezeichnet. Im Inneren läßt sich nach dem zehnten Feld eine Zweiteilung quer zum First vom Keller bis zum Dach nachweisen. Im Erdgeschoß ist sie nur noch im linken Hausteil erhalten, im Obergeschoß zu beiden Seiten des Gangs. Im Dachbereich setzt sie sich als Stuhlkonstruktion fort. Unmittelbar hinter der Querwand liegt die Wendeltreppe zum Keller und die Bodentreppe.
Das Erdgeschoß wird von der linken Flurwand, die besonders im hinteren Hausteil mit starken Längsunterzügen kombiniert ist, längsgeteilt. Ein zweiter Längsunterzug läuft, die Fläche links vom Flur halbierend, bis zur oben beschriebenen Querwand; dahinter ist er um ca. 1,5 m zur Mittelachse gerückt. Die rechte Gangwand wird hinter der Querwand durch einen Unterzug ersetzt. Die Rekonstruktion des Grundrisses ist sehr schwer, da hier besonders die Umbauten des 19. Jahrhunderts wohl einiges verunklärt haben. Offenbar gehören die beiden Räume links der Mitte dem alten Bestand an, ihre Querscheidewand deckt sich mit dem Bundständer nach dem siebten Balkenfeld. Der vordere Raum diente vermutlich als Gaststube, der daran anschließende als Küche. Die Unterteilung des Raumstreifens rechts vom Flur und des hinteren Hausteils ist ohne Gefügeuntersuchung im Inneren nicht zu klären. Im hinteren Hausteil irritieren die drei dicht beieinanderliegenden Unterzüge. Am ehesten kann man sich eine Dreiteilung mit Stützenreihe für den Mittelunterzug vorstellen. Rechts hinter der Querwand ist wohl auch der alte Treppenaufgang zu suchen.
Das Obergeschoß hatte, nach den Bundständern zu urteilen, drei Querwände. In Längsrichtung durchziehen drei Unterzüge den Hauskörper. Von den vier dadurch gebildeten Deckenfeldern sind drei etwa gleichbreit, das vierte ist schmaler, wie man beim genaueren Hinsehen auch an der PfostensteIlung in der Hauptfassade erkennen kann. Möglicherweise stand demnach die einzige Längswand im vorderen Hausteil unter dem dritten Unterzug. Also lag im linken Hausteil vermutlich der Festsaal. Er wäre etwa 9,70 m breit gewesen. Seine Tiefe ist nicht klar erschließbar, wahrscheinlich reichte er bis zum siebten Feld, wäre somit querrechteckig gewesen. Die These vom Saal wird auch durch die Tatsache gestützt, daß im vorderen Hausteil bis zur Querteilung die Oberstockdecke von einem Hängewerk getragen wird. Im hinteren Hausteil ist mit einer einfachen Zweiteilung zu rechnen, wobei die rechte Hälfte als Hausplatz gedient haben könnte, weil hier die Treppen mündeten. Der nur zwei Felder schmale Querraumstreifen am hinteren Hausende deutet auf einen Laubengang, an dem möglicherweise auch der Abort lag.
Das Dach ist dreigeschossig. Über dem vorderen Hausteil findet man außer dem zweisäuligen Hängewerk noch einen liegenden Stuhl, über dem hinteren eine Kombination aus stehendem und liegendem Stuhl. Der Windverband besteht aus Riegeln und langen Kopfbändern. Im zweiten Boden steht ein dreireihiger stehender Stuhl, teilweise mit sparrenparallelen Fußstreben.
Der Keller, wie oben erwähnt durch eine Querwand zweigeteilt, liegt schräg zum Oberbau, seine vordere linke Ecke mit den anschließenden Mauern deckt sich in etwa mit der Richtung des oben erwähnten älteren Mauersockels; vermutlich wurde der Keller von einem älteren Bau übernommen. Hinter der Querwand steht ein runder Treppenturm mit einer Spindeltreppe, die heute unter einer Falltüre im Erdgeschoß mündet. Die Stufen sind sorgfältig gearbeitet und zur Spindel hin viertelkreisförmig ausgekehlt, die Stufenunterflächen verlaufen. Möglicherweise gehört die Treppe noch dem 15. Jahrhundert an. Der Kellerhals ragt weit in den Hof hinein und dient heute einer Altane als Auflager.
Das Baujahr des Hauses ist nicht bekannt. Zierformen und Fenstererker deuten auf das frühe 17. Jahrhundert. Der Taustab als Gebälkprofilierung ist unfränkisch und wohl aus dem Niedersächsischen, Hessischen oder Mitteldeutschen importiert.
Das Haus hatte im 18. Jahrhundert Schenkgerechtigkeit und die Braugerechtigkeit zum eigenen Bedarf. (Quelle: BOU, S.166-167)

Aus Ludwig Leisentritt: Spaziergang durch Zeil

In diesem imposanten Fachwerkhaus kam 1625 der spätere Abt des Zisterzienserklosters Ebrach, Alberich Degen, zur Welt. Seine Mutter ist in den schlimmen Zeiten der Hexenverfolgung 1628 als Hexe verfolgt worden.
Der "Sohn einer Hexe" brachte es zu einem der bedeutendsten Äbte seines Klosters, in welchem er von 1658 bis 1686 wirkte. Sein Verdienst war es u.a., die Silvanerrebe aus Österreich in Franken eingeführt zu haben. Zeil hat daher allen Grund, ihn als den "Festpatron" des seit 1985 abgehaltenen und im gesamten fränkischen Raum bekannten "Altstadt-Weinfestes" zu ehren.
Im Dreißigjährigen Krieg sollen die Stadtväter in diesem einstigen Gasthaus "Zum Schwarzen Adler" die Schlüssel der Stadt an den schwedischen Obristen Klaus Hastver übergeben haben. Seine Soldaten hatten zuvor in der eingenommenen Festungsstadt Königshofen die dortigen Bürger mit ihrem Rauchen beeindruckt. Diese meinten nämlich, die schwedischen Fremdlinge hätten Feuer im Leib, da ihnen der "Rauch zum Halse herausquoll". Die schwedische Tabakoffensive hat sicher auch die Zeiler in Erstaunen versetzt und sie erstmals mit dem Rauchen, oder wie es damals hieß "Tabaktrinken", bekannt gemacht. Klaus Hastver ist beim Sturm auf das Schloß Reichenschwand bei Lauf 1634 gefallen. Er ist in der Predigerkirche in Nürnberg begraben.
Bis zur Eröffnung der Eisenbahn im Jahre 1852 hielt vor diesem Gasthaus die Postkutsche. Das Fachwerk ist erst nach dem letzten Krieg freigelegt worden. (Quelle: Ein Spaziergang durch Zeil, S. 35)