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Am Eck Hauptstraße - Lange Gasse
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Inschrift im Scheitel des Torbogens
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Das "Rote Ross" - über Jahrhunderte ein renommiertes Zeiler Gasthaus
Hauptstraße 1
Hauptstraße 1 - Lange Gasse 2
Die heutige Volks- und Raiffeisenbank war über mehr als 200 Jahre - bis 1968 - ein bekanntes Gasthaus, an das sich ältere Zeiler noch gut erinnern können: Das "Rote Ross". Es handelt sich eigentlich um zwei Gebäude, das Vorderhaus liegt am Eck zur Langen Gasse, das Hinterhaus ganz in der Langen Gasse (Lange Gasse 2).
Das Haupthaus, ein massiv gemauertes Halbwalmdach-Gebäude, steht giebelständig zur Hauptstraße, rechts davon schließt sich ein kurzer traufständiger Anbau an, durch den die Tordurchfahrt des einstigen Ackerbürgerhofs verlief. Heute ist hier der Eingang zu den Obergeschossen des Hauses (Wohn- und Geschäftsräume). Über dem Torbogen findet sich gut sichtbar die Gravur "1.6.IOAN.GEORG.POP.8.6". Fürs Jahr 1748 ist ein Johann Conrad Popp als Wirt des "Roten Rosses" belegt (und damit auch die Funktion des Hauses als Gasthof), möglicherweise ein Nachfahre des in der Inschrift Genannten. Im Urbar von 1772 ist das Anwesen so beschrieben: "Ein Gast- und Schenkhaus auf dem Markt zum Roten Ross mit einem daran liegenden Hub- und Nebenhaus samt Hofraith, Stallungen und Scheuern."
Aus Ludwig Leisentritt: Zeiler Gaststätten
Das ehemalige Gasthaus "Rotes Roß" hatte eine sehr lange Tradition, die jedoch mit der Errichtung der Raiffeisenbank 1968 in diesem Gebäude zu Ende ging.
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In den rund 160 Jahren zwischen 1800 und 1960 hat dieses Haus im Durchschnitt alle zehn Jahre einen neuen Besitzer bzw. Pächter erlebt. In den Archivalien wird 1741 ein Johann Conrad Poppen als "rothen Roßwirth dahier" erwähnt.
1791 ist Johann Greb Besitzer. Während der französischen Kriege ließ ein preußischer Offizier zwei Knaben beim Durchmarsch zurück. Beide Kinder wurden von mildtätigen Bürgersleuten ernährt. Ein Findling ging später in die Fremde. Der andere wurde vom Gastwirt Greb aufgezogen und diente ihm später als Knecht. Der Mann wurde in Zeil allgemein als "Preuß" bezeichnet. Die Zieheltern gaben dem Buben den Namen Johann Pottler: Die Ehefrau des Ziehvaters war eine gebürtige Pottler. Ob von diesem Mann Nachfahren vorhanden sind, ist nicht bekannt.
1825 gibt Greb sein Anwesen an Andreas Hellmuth, der aus Knetzgau stammt, ab. Er heiratete übrigens die Tochter des Vorbesitzers. Er erwarb
1850 das Haus No. 142 und wanderte 1857 mit seiner Familie nach Amerika aus. Ihm folgte
1833 Georg Veit
1847 heiratete Joseph Schauer die Witwe Veit.
1864 wurde im "Roten Roß" der bürgerliche "Sängerkranz" gegründet.
Bei einem drei Jahre später stattfindenden Sängerfest stellten sich zahlreiche fremde Gesangvereine in der Langgasse vor dem Gasthaus auf, wo sich wahrscheinlich auch ein Eingag befand. Während der Feierlichkeit wurde die Idee geboren, diese Gasse, die damals noch zur Hauptdurchgangsstraße gehörte, in "Sängerstraße" umzutaufen. Nachdem das Fest verrauscht war, ist dieser Vorschlag zu den Akten gelegt worden.
1867 kam das Anwesen in den Besitz seines Stiefsohnes Michael Veit, der auch dem Stadtrat angehörte
1883 heiratet Nikolaus Feustel die Veit-Witwe Anna und wird so neuer Wirt
im "roten Roß". Im darauffolgenden Jahr
1884 wurde der kleine Tanzsaal erhöht und erweitert. Feustel stirbt und die Witwe, die schon zwei Männer verloren hat, heiratet
1886 zur Kirchweih spielt die Militärkapelle des königl. 5. Inf. Reg. Bamberg im Saal auf. Feustel inseriert im Amts-Blatt Haßfurt, daß der in Haßfurt um 12.33 Uhr eintreffende Güterzug an beiden Kirchweihtagen Personen befördert.
1912 kauft der Krümler Peter Fritzmann das "Rote Roß", für das der Schuhmachermeister und Posthilfsstelleninhaber 54.000 Mark auf den Tisch legt. Er renoviert im selben Jahr das Anwesen von Grund auf und richtet Stallungen und Fremdenzimmer ein. 1912 wird der jährliche Bierverbrauch auf 400 hl beziffert. Schon wenige Jahr später kauft
1919 der in Münchberg geborene Anton Willacker das Gasthaus. Er richtet
1924 im Obergeschoß einen Prunksaal ein. Am Fuß des Kapellenberges befand sich ein Lagerkeller und eine Kegelbahn mit Schankstätte über den Anwesen Maaß-Schmalz und Scheuring.
Der 19.. gegründete Freundschaftsbund hielt im neuen Saal seine traditionellen Silvester-Bälle ab. Beliebt waren die Polonaisen, bei denen die ausgelassenen Ballbesucher oft bis auf die Straße um den Obelisken am Marktplatz und wieder zurück in den Saal tanzten.
1926 errichtet Willacker ein Lichtspieltheater
1928 eröffnet Willacker im Saal ein Filmtheater, nachdem sich das Kino in der "Deutschen Eiche" nicht mehr halten konnte.
1937 erwirbt die Brauerei Göller das Anwesen. Der Saal hatte 45 qm Tanzfläche und 12 qm Sitzfläche. Als neuer Pächter kommt Peter Neubauer aus Königshofen.
1939 löst ihn schon das Ehepaar Gustav und Katharina Glanz aus Poppenlauer ab.
Die NS-Wirtschaftsgruppe Gaststätten in Schweinfurt zweifelte 1939 die
Rentabilität des Gasthauses an. Der Ausschank ging auf 280 hl pro Jahr
zurück. In einem Schreiben heißt es: "Zeil ist mit Gasthäusern gesegnet wie keine andere Gemeinde". Übrigens gilt Zeil auch heute noch
als ein "Gastronomie-Städtchen".
1941 mußte Glanz zum Militärdienst einrücken
Nach dem Kriege feierte das Kino im "Roten Roß" eine wahre Wiedergeburt. Freilich wurden anfangs zumeist amerikanische Filme mit deutschen Untertiteln vorgeführt. viele können sich noch erinnern, wie sich an den Sonntagen Jung und Alt um einen begehrten Platz dem Treppenaufgang hoch kämpfte.
1955 übernahm Susi Thein, eine hervorragende Wirtin, die zuvor auf der
"Kulmbacher Bierstube" war, das "Rote Roß", das seit 19.. der Göllerstochter Betty Fink gehörte. Frau Thein führte zuletzt eine gutbürgerliche Gaststätte mit Fremdenzimmern.
1968 baute die Raiffeisenbank dieses Haus für ihre Zwecke um. Damit ging eine jahrhundertelange Gaststättentradition zu Ende.