Zeiler Baudenkmäler

Hauptstraße 2

  • Hauptstraße 2

    Hauptstraße 2 mit Eingang zur Gaststube

  • Hauptstraße 2

    Inschrift "Gerg Hofman 1686"

  • Hauptstraße 2, Metzgerei Hertlein

    Fachwerk unter Putz (ganz links: Hauptstraße 2)

Hauptstraße 2

Die so unterschiedlichen Häuser Hauptstraße 2 und 4 gehören zusammen und bilden gemeinsam "Gasthaus und Metzgerei zur Stadt Zeil", seit 1895 im Besitz der Metzgerfamilie Hertlein.

Eine Inschrift über der rundbogigen Tordurchfahrt des schmalen, giebelständigen Hauses zeigt das Baujahr 1686 an, dazu den Namen "Gerg Hofman", wobei es sich um den berühmten Zeiler Zimmermann Jörg Hoffmann handeln dürfte. Dessen Sohn Hans ist jedenfalls 1730 als Besitzer nachgewiesen. War tatsächlich Jörg Hoffmann der Erbauer (und Bauherr), so ist der Unterschied zu dessen Zeiler Meisterwerk, dem prunkvollen Haus Hauptstraße 3, bemerkenswert. Denn ganz einfaches, fast rein konstruktives Fachwerk bestimmt hier das Bild, aufgelockert lediglich durch ein Paar aus Rautenkreuzfeldern im Spitzgiebel. Wie meist in Zeil sitzt der Fachwerkaufbau auf einem massiven, verputzten Erdgeschoss. Dessen rechte Hälfte wird fast komplett von der offenen Tordurchfahrt eingenommen, links daneben befindet sich ein breites, vierflügeliges Fenster (auf alten Fotos erkennt man zwei Einzelfenster). Das Fachwerkobergeschoss weist drei symmetrisch angeordnete Fensterachsen auf. Die beiden Dachgeschosse haben zwei bzw. ein kleines Fenster. In der Tordurchfahrt gelangt man zur Gaststube, die Durchfahrt selbst führt in den Hof der Metzgerei.

Aus: Das Bürgerhaus im östlichen Unterfranken:

Das zweistöckige Gebäude steht auf einem schmalen langen Grundstück südlich der Hauptstraße. Ursprünglich schloß sich ein Laubengang an, der zu einem schmalen Rückgebäude führte. Heute ist das Vorderhaus durch einen Anbau erweitert. Es hat einen trapezförmigen Grundriß und wendet der Straße einen Giebel zu. Das massive Erdgeschoß ist verputzt, am westlichen Ende führt eine Durchfahrt zum Hof. Das stichbogig geschlossene Tor hat oberhalb der Radabweiser ein schmales Fasenprofil. Am Bogenscheitel steht die Inschrift: "16 Gerg Hofmann 86". Der Oberbau besteht aus Fachwerk, das durch die Reihung von Ständern mit K-Streben auffällt. Am Dachfuß liegen Oberstockrähm und Giebelschwelle aufeinander.
Der Oberstock wird durch die Ständer in drei gleichbreite Wandabschnitte geteilt; die Brüstungsriegel sind relativ hoch angebracht. Die dem Quadrat angenäherten Fensteröffnungen reichten ursprünglich bis zum Rähm, hatten also keine eigenen Sturzriegel. Im 19. Jahrhundert wurden sie nach oben erweitert und schneiden seitdem unschön in das Rähm ein. Die K-Streben bestehen aus weitgespreizten Fußstreben und steilen Kopfhölzern, die genügend Platz für die Fensteröffnungen lassen.
Im ersten Dachgeschoß dritteln die Riegel die Wandhöhe, wodurch die K-Streben ausgewogener erscheinen.
Das Haus hat außer dem gesimsartig profilierten Gebälk nur spärliche Zierformen. Charakteristisch sind ein Rautenkreuzpaar unter dem Spitzbodenfenster und ein Fries aus schrägen, symmetrisch zur Giebelmitte angeordneten Klötzchen am Kehlgebälk. Als Verzierungen sind wohl auch die Brüstungsstielchen, auf denen die Fenster 'reiten', und die kurzen parallelen Schräghölzer in den äußeren Giebelgefachen anzusehen.
Der alte Hausteil wird im Erdgeschoß durch eine Fachwerklängswand, ebenfalls mit K-Streben, neben der Durchfahrt geteilt. Der südöstliche Hausteil ist zur Gaststube von Hauptstraße 4 gezogen. Vermutlich war dieser Raumstreifen noch durch eine Querwand geteilt; analog zum Oberstock muß in der hinteren Haushälfte die Treppe gelegen haben. Der Oberstock ist heute nur über die Hauserweiterung zu erreichen und hat einen zweizonigen Grundriß. Im vorderen Hausteil liegt über der Einfahrt eine zweifensterige Stube, daneben eine einfensterige Kammer. Die Stube hat eine einfache Bandelwerkdecke, die durch einen Längsunterzug geteilt wird. Der hintere Hausteil wird durch einen Längsflur erschlossen, der sich in der Südecke zum Treppenhaus erweitert, in dem heute noch die Bodentreppe liegt. Er hat eine einfache Rahmenstuckdecke. Zwischen Treppe und Vorderkammer liegt eine zweite, dunkle Kammer. Rechts vom Flur sind zwei weitere Räume untergebracht, auch sie erhalten heute kein direktes Tageslicht. Wahrscheinlich wurde der hintere ehemals vom Hof her belichtet, der vordere dürfte die Küche gewesen sein. Die Erweiterung nimmt die Längsteilung des hinteren Hausteils auf.
Das Dach hat einen einfachen stehenden Stuhl mit firstparallelen, verzapften Bügen und ist nach dem sechsten Feld durch eine Wand geteilt, die etwa der Querteilung im Oberstock entspricht. Der Anbau stößt mit einem Pultdach an den Altbau.
Das Haus ist mit einem Längstonnengewölbe aus Sandsteinmauerwerk unterkellert, dessen Kellerhals zur Straße führt, aber heute vermauert ist; er muß unmittelbar neben der Durchfahrt gemündet haben. Heute betritt man den Keller über einen wohl im I9. Jahrhundert durchgebrochenen Zugang von Hauptstraße 4 aus.
Hauptstraße 2 ist das Wohnhaus des Zeiler Zimmermeisters Jörg Hoffmann. Es war I730 im Besitz seines Sohns, des Bäckermeisters Hans Hoffmann, der 1715 das Bäckermeisterrecht erwarb. Wir haben also wahrscheinlich ein Baumeisterhaus vor uns. Ein Vergleich mit dem gegenüberliegenden Hause Hauptstraße 3 zeigt, wie bescheiden der Meister für sich selbst baute. Um 1740/50 - das Haus war damals nicht mehr in Hans Hoffmanns Besitz - fand wahrscheinlich ein Umbau statt, dem die vorhandenen Stuckdecken angehören. Wie weit der Umbau in die Substanz von 1686 eingriff, läßt sich heute ohne genaue Gefügeuntersuchung nicht mehr feststellen. Möglicherweise wurde der Hausplatz neu unterteilt. (Quelle: BOU, S.166-167)