Das Anwesen liegt an der nordwestlichen Ecke Lange Gasse / Obere Heppengasse. Es besteht aus einem traufenständigen Vorderhaus im Süden an der Langen Gasse, an das sich entlang der Heppengasse ein kurzer Seitenflügel und die Scheuer anschließen.
Das Hauptgebäude hat ein massives Erdgeschoß, dessen Einzelformen auf das mittlere 19. Jahrhundert weisen, und einen äußerlich gut erhaltenen Fachwerkoberbau aus dem 16. Jahrhundert. Ausgeprägt ist die Zeiler Eigenart, die Hauptfassade in drei annähernd gleichbreite Abschnitte zu teilen. Die Giebelseite hat hingegen einen breiteren Vorder- und einen schmaleren hinteren Abschnitt. Die beiden linken Bundpfosten der Hauptfassade haben Kopfstreben, die oberhalb des Brustriegels ansetzen und in das Rähm laufen, die der Giebelwand verzapfte Kreuzstreben. Im Giebeldreieck dienen wandhohe stehende Andreaskreuze als Streben, die Stuhlsäulen werden außerdem von äußeren Fußstreben gestützt. Das Gebälk besteht nur aus den Ortbalken.
Die Fenster lagen ursprünglich zwischen den Riegeln. Man sieht das daran, daß eine Vergrößerung der Fenster in der Hauptfassade im 19. Jahrhundert nicht ohne ein Zersägen der Streben möglich war. Typisch ist auch die rekonstruierbare Abstufung der Fenstergrößen nach Bedeutung: Die Riegelabstände im Bereich der Stube und Kammer sind größer als die im Bereich der hinten liegenden Nebenräume im Giebel; hier ist der Brustriegel nach oben verschoben, der Halsriegel aber abgesenkt, wodurch wesentlich niedrigere Fenster entstanden. Die Fenster im Giebeldreieck sind noch etwas kleiner.
Als Zierformen kommen fast nur genaste Feuerböcke mit Augen vor, ein Balusterstielchen ziert die Mitte des Stubenabschnitts an der Giebelseite.
Am Mittelpfosten des Stubenteils ist außen eine Zimmermannsinschrift, die heute kaum noch zu entziffern ist; durch die für den Verputz notwendige Aufhackung wurde sie stark beschädigt. Sie war ehemals rot ausgelegt. Es wurde versucht, die Fragmente zu entziffern:
"1581 PAL WEWERTEIG ZIMERMAN JORG VN ANTREAS PUGHEIT"
Es irritiert, daß die E's durchweg einen Anstrich haben und deshalb wie ein ligiertes AE aussehen. Sollte richtig entziffert worden sein, so war der Zimmermeister "Pa(u)l Wewerteig" der ausführende Handwerker, und die beiden Namen "Jorg un(d) Andreas Pugheit" beziehen sich auf die Bauherren. Aus den Huldigungsprotokollen des 16. Jahrhunderts geht hervor, daß es sowohl eine Familie Weberteig als auch eine Familie Pucheit in Zeil gab.
Der Hauskeller besteht aus vier verschieden großen Längstonnengewölben, von denen das nordwestliche als Vorraum dient und über eine Treppe vom Hof her zugänglich ist. Der nordöstliche Keller wird durch steinerne Faßlegen als Wein- oder Bierkeller ausgewiesen. Der südöstliche ist der am besten erhaltene, er hat einen rund bogigen Türstock aus Haustein. Der südwestliche ist der kleinste, er liegt höher als die Nachbargewölbe und ist heute durch einen Mauerdurchbruch zugänglich. Vermutlich wurde er später ausgehoben.
Das Erdgeschoß wird durch einen schmalen Hausgang neben der Mitte erschlossen. Rechts davon liegt heute ein großer, bis zur Rückwand durchgehender Raum, der nur durch eine Bretterwand geteilt ist. In der hinteren Ecke soll ein Hausbackofen gestanden haben. Links vom Gang liegt im vorderen Hausteil eine kleine Stube, im hinteren das Treppenhaus.
Die Raumeinteilung im Oberstock deckt sich mit der Bundständeranordnung: In der Südwestecke liegt die Kammer, östlich daneben die Stube, hinter der Stube ein weiterer Raum, vielleicht die Oberküche oder ein Rauchraum. Westlich daneben dürfen wir einen großen Hausplatz annehmen. Von ihm ist heute eine dunkle Kammer hinter der Stubenkammer abgeteilt. Die Wände südlich und östlich vom Hausplatz haben barocke Türen mit alten Beschlägen. Beim Umbau 1982183 wurde über der Stubentür die Jahreszahl "1746" und über der Verbindungstür zwischen Stube und Kammer die Jahreszahl "1722" freigelegt. Zu beiden Jahreszahlen ließen sich Reste von Farbfassungen in Bezug bringen.
Das Dach hat einen einfachen zweireihigen Stuhl, dessen Büge angeblattet sind, und einen MitteIunterzug.
Beim Umbau 1982 /83 wurde festgestellt, daß das Wohnhaus im Kern dem 15. Jahrhundert angehört, worauf auch die Verblattungen im Dachwerk hinweisen. Zum alten Bestand gehörten vor dem Umbau außer dem Dach noch die meisten Deckenbalken, die westliche Giebelwand, Teile der Rückwand sowie das Rähm der firstparallelen Wand im Oberstock. An den Verkämmungsspuren der Erdgeschoßbalkenlage erkennt man, daß das Haus ursprünglich auch ein Fachwerkerdgeschoß hatte. Seine Vorderwand lag wesentlich schräger zur Straße als die heutige, während der Oberstock durch kontinuierlich verbreiterte Vorkragung diese Schrägstellung ausglich.
Die Gangwände im Erdgeschoß und die Trennwand zwischen Stube und Kammer im Oberstock stehen in Flucht der alten Binder quer zum First, auf den entsprechenden Deckenbalken im Dach die Stuhlsäulen. Die Gebinde standen also in allen Stockwerken genau übereinander, ein Rückgriff auf die ältere Ständerbautradition. Die Bundpfosten waren durch doppelte angeblattete Kopfbänder mit den dazugehörigen Binderbalken verbunden; man erkennt heute noch die Blattsassen. Die Treppen waren einläufig und lagen an der linken Bundwand im Gang. Die Auswechslung im Erdgeschoß wurde beim letzten Umbau entfernt, im Fußboden des ersten Dachbodens ist sie noch erkennbar. Im Erdgeschoß deutet ein Aussetzen der Fehlbodeneinschübe etwa in der Hausmitte darauf hin, daß die rechte Haushälfte zumindest durch einen Unterzug geteilt war. Heute ist ein Eisenträger eingezogen. An Stellen, an denen in der rechten Gangwand die Gefachausmauerungen fehlten, fiel auf, daß an den Unterseiten der Binderbalken keine Wandnuten erkennbar sind. Vermutlich waren die Gangwände schon immer mit Bruch-oder Backsteinen ausgemauert, wie es heute noch der Fall ist.
Die Trennwand zwischen Stube und Kammer im Oberstock bindet in die vordere Hauswand ein, entstand also erst 1581. Sie steht aber vermutlich an der Stelle der mittelalterlichen Wand. Auch in diesem Stockwerk hat der rechte Binderbalken keine Nut für Stickstecken.
An Rähm und Schwelle der firstparallelen Mittelwand sind Blattsassen von Streben erkennbar; eine 96 cm weit ausladende, angeblattete Kopfstrebe ist am westlichen Ende der Wand hintenbündig vorhanden. Die Rückwand des mittelalterlichen Baus fehlt zum größten Teil; jedoch sind Erdgeschoßrähm und Oberstockschwelle durchgehend vorhanden. Sie haben nach hinten Blattsassen für nicht mehr vorhandene Streben. Beim Umbau 1581 errichtete man zur Entlastung eine unausgefachte Parallelwand. Der mittelalterliche Dachstuhl wurde oben beschrieben, der verstärkende Mittelunterzug gehört zum Umbau des 16. Jahrhunderts und bindet in den rechten Giebel ein.
Der zweigeschossige Anbau entlang der Heppengasse ist zweiteilig. Beide Teile haben einfaches Fachwerk des 18. Jahrhunderts. Der Vorderteil, dessen Wand zum Vorderhaus im Erdgeschoß massiv ersetzt ist und offenbar im Oberstock ganz fehlt, hat gegenwärtig pro Stockwerk nur einen Raum, der mit dem Vorderhaus verbunden ist, und entlang der Hofseite einen Laubengang. Er biegt rechtwinklig gegen das Nachbarhaus Langgasse um und läuft sich dort tot. Am Ende war vermutlich der Abtritt.
Der hintere Seitenbauteil ist Scheune. Er gehörte ursprünglich als Stall zum Nachbaranwesen Obere Heppengasse 1 und wurde erst 1824 mit Langer Gasse 3 vereinigt. An die alten Besitzverhältnisse erinnert ein kleiner gewölbter Keller unter dem Hinterhaus, der noch heute zum Anwesen Heppengasse 1 gehört. Vom Scheunenraum wurde später ein Laubengang abgetrennt, an dessen Stirnseite eine vermauerte Tür zum Anwesen Heppengasse 1 führt. Beide beschriebenen Laubengänge versetzen sich in der Höhe zueinander und sind durch eine kurze Holztreppe verbunden.
Über die Besitzergeschichte ist nur wenig überliefert. Das Haus liegt an der alten Zeiler Hauptstraße, die sich vom unteren Tor über den Markt zum oberen zog, gehörte also sicherlich keinem geringen Bürger. Der in der Inschrift von 1581 erwähnte Jörg Pugheit (= Pucheit) wird im Erbhuldigungsregister I595, leider ohne Berufsangabe, genannt8. Im Seinsheim-Urbar wird als Eigentümer der Krämer Peter Cappelain (Caplan) erwähnt, der es nach 1740 erworben haben muß. Am 3. Januar I824 erwarb Caplan vom Anwesen Obere Heppengasse 1 "Hofrait und Stallung" dazu".
Aus dem Baubefund des Vorderhauses läßt sich in etwa der älteste Grundriß erschließen. Das Erdgeschoß war danach dreizonig. Die Küche lag in der Nordostecke. Vermutlich war auch die westliche Zone quer zweigeteilt. Die Treppe zum Oberstock lag an der westlichen Gangwand und stieg wahrscheinlich nach vorne an, weil sonst im Dachraum die nötige lichte Höhe für einen Austritt gefehlt hätte. Nach der Stellung der Hauptwände und den Blattsassen in den Deckenbalken war das Obergeschoß wie das Erdgeschoß ausgeteilt. Über der Küche lag vermutlich eine Art Rauchraum.
Zumindest die Vorderwand im Erdgeschoß wurde wohl bereits 1581 massiv erneuert. Sie besteht mitsamt den vorderen Teilen der Gangwände aus Bruchstein, der in Lehm gesetzt ist. Für größere Gefügeeingriffe im 18. Jahrhundert fehlen die Anhaltspunkte. Wohl erst im I9. Jahrhundert wurde die östliche Giebelwand im Erdgeschoß erneuert. Damit verbunden war die Erneuerung der Fenster und der Haustür. Die neuen Werksteine wurden auch in das Lehmmauerwerk mit Vermörtelung eingesetzt. Im Zuge der gleichen Baumaßnahme wurde wohl auch das Treppenhaus an die jetzige Stelle verlegt. (Quelle: BOU, S. 175-178)