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Weißhaus mit Ruine Schmachtenberg. Vorne rechts das Brunnenhäuschen.
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Zweidler-Plan (1598): Ist das Gebäude in der Mitte wirklich das Weißhaus?
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Ehemalige Kelterhalle (Zeichnung von Rudolf Winkler)
Auf dem Ausschnitt des Zweidler-Plans von 1598 (s. Bild 2) ist genau in der Bildmitte, im Maintal etwas südlich der Landstraße, ein einzelnes Gebäude eingezeichnet. Ob es sich hier tatsächlich um das "Weiße Haus" (auch "Weißhaus" genannt) handelt, wie Hermann Mauer vermutet hat, ist zweifelhaft. Immerhin liegt das Anwesen in Wirklichkeit nördlich der Straße, direkt am Fuß des Abhangs. Wahrscheinlich ist eher - wie auch im Bayerischen Denkmalatlas angegeben - eine Entstehungszeit im Barock, also im 17. Jahrhundert. Andererseits wird schon im Jahr 1511 das Gut eines Ritters Hans von Schaumberg erwähnt, bei dem es sich um das Weißhaus handeln könnte (bzw. einen Vorgängerbau). Die heutige schlossartige Anlage und der Baustil sprechen auf jeden Fall für eine Bauzeit im Barock. Sie diente als Sitz des bischöflichen Weinbergverwalters und weist noch heute ein Kelterhaus auf. Letzteres ist ein Sandsteinbau mit Remise und einem Halbwalmdach und stammt aus dem 18. Jahrhundert. Das Haupthaus ist zweigeschossig mit Walmdach, Eckpilastern und flachem Mittelrisalit.
Vor der südöstlichen Ecke des Anwesens befindet sich ein Brunnenhäuschen aus dem 18. Jahrhundert. Dabei handelt es sich um einen Sandstein-Rundbau mit Zeltdach und korbbogiger Tür.
... Es bestand bereits vor Anbruch des 16. Jahrhunderts, wie aus dem Zweidlerschen Plan des Amtes Schmachtenberg/Zeil aus dem Jahr 1598 eindeutig hervorgeht. Dort ist es fälschlicherweise südlich der Landstraße erscheinungsgemäß eingezeichnet, und der einstige formschöne Ziehbrunnen (der nach Zerstörung löblich erneuert wurde) ist deutlich zu erkennen. Der Bauherr kann aus dem Geschlecht der Herren von Stauffenberg stammen. Das Wappen dieses später gegraften Geschlechts ist heute noch, allerdings ziemlich verwittert, an der Schauseite des zweistöckigen Gebäudes zu sehen: zwei schreitende Löwen im Schild. Leider ist auch die einst zugefügte Jahreszahl vergangen. Freilich kann die Anbringung des Wappens erst unter der Regierung des Bamberger Bischofs Markward Sebastian Schenk von Stauffenberg (1683 - 1693) erfolgt sein. Von diesem schreibt Johannes Kist, dass er, einem schwäbischen Adelsgeschlecht entstammend, seine Familie auch im Fränkischen zu Besitz und Ansehen brachte.
Das "Weißhaus" ist ein wohlabgewogener zweistöckiger Bau, mit seiner Breitseite der dicht daran vorbeiführenden Straße Zeil - Bamberg zugewandt. Die beiden Geschoße sind durch kein fortlaufendes Gesims getrennt; sie sind durch je fünf gleichmäßig ins Gewände eingesetzte Fenster, die wesentlich höher und breiter als die in bäuerlichen oder städtischen Wohngebäuden jener Zeit gestaltet wurden, gekennzeichnet. Sorgfältig geglättete Sandsteine ohne jede Verzierung bilden die Leibungen. Die Mauerzwischenräume erfuhren vom Boden auf bis zum Dachansatz eine weiße Farbgebung. Daher leitet sich auch der Name "Weißhaus" ab.
Durch Anbringung kurzer Gesimsstreifen links und rechts des mittelsten Oberstockfensters wird der Eindruck einer Dreigliederung der Fassade erweckt. Auch die Ecksäulen des Hauses tragen nahe ihrem oberen Ende eine schlichte Platte als Konsole. Das beiderseits abgewalmte Dach steigt schlank und vornehm empor.
Der Eingang lag auf der Westseite. Ein vor Jahrzehnten geschaffener niederer Anbau, an dessen unschöner Gestaltung der Vater des jetzigen Besitzers Plag keine Schuld trägt, verunziert die dortige Schmalseite. Tritt der Beschauer hier ins Innere des Gebäudes, dann stellt er überrascht fest, dass das untere Stockwerk nie Wohnzwecken diente. Es war ausschließlich der Verarbeitung des Traubenertrags der nahen Weinberge dienlich. Eine große alte Kelter ist noch erhalten geblieben, dazu mancherlei für den Weinbau benötigte Gerätschaften. Das Weißhaus, noch bis in unser Jahrhundert herein im Besitz der Stauffenbergischen Familie, verfügte ja lange noch über wenigstens 45 Morgen Weinberggelände.
Die Familie von Stauffenberg hatte im Weißhaus einen Verwalter wohnen, dem der Oberstock als Unterkunft für sich und seine Familie zur Verfügung stand. Die einfach gehaltenen Räume besitzen keine Stuckdecken, wohl ein Zeichen dafür, dass die Herrschaft kaum eines derselben als vorübergehende Unterkunft benutzte.
Natürlich gehörten dem Weingut Nebengebäude zu. Vom Haus leicht hangaufwärts durch einen Hof getrennt, erhebt sich eine alte Scheune. An ihr ist noch als Jahresangabe der Erbauung die Zahl 1683 zu finden. Sie deckt sich mit dem Jahr des Regierungsantritts Bischof Markwards von Stauffenberg. Etwas Stallung gehörte auch zum Gehöft. Ein geräumiger Keller, vom Hof her zugängig, wurde im Lauf der Zeit mancher Veränderung unterzogen. (Quelle: Chronik der Stadt Zeil am Main, Band III, S. 310-311)